SolarGaps Zwischenbemerkung: Erstaunliche Entwicklung bei den Erneuerbaren Energien: vom größten Umweltverschmutzer zum Vorbild, China vs. Europa

Vor dreißig Jahren betrug der Energieverbrauch in der Volksrepublik China noch nicht einmal 10 Prozent des US-amerikanischen Verbrauchs. Während in den USA der Stromverbrauch mit rund vier Billionen Kilowattstunden relativ konstant blieb, wuchs der Energiebedarf Chinas innerhalb weniger Jahre um mehr als das 10.000 fache auf heute rund 6 Billionen zweihundertzehn Milliarden Kilowattstunden. Europa folgt im Verbrauchsvergleich hinter Indien gleich an vierter und Deutschland mit 520 Milliarden kWh an achter Stelle in der Weltrangliste des Energieverbrauchs.

Die Smog-Bilder aus China haben wir sicherlich alle schon einmal gesehen. Der die Luft verpestende Ausstoß stammt aus unfassbar vielen Kohlekraftwerken, einem gigantisch gestiegenem Autoverkehr sowie aus Milliarden klassischer Verbrennungsöfen in den Haushalten. Doch das Umdenken in China und die Bemühungen des bevölkerungsreichsten Land der Erde läuft ebenfalls schnell und effizient. Das „Land der Mitte“ reagiert schneller und effizienter, als die europäischen Nationen. Rund 125 Milliarden US-Dollar hat China schon in die Entwicklung und den Ausbau von Anlagen für erneuerbare Energie investiert, weitere 30 Milliarden sollen noch folgen. Chinahat also die Zeichen der Zeit nicht nur erkannt, sondern es wird auch im großen Stil danach gehandelt. Was man von den USA und auch von Europa leider nicht mehr behaupten kann. Allein während der Zeit zwischen dem vorletzten und dem diesjährigen G-20 Gipfel wurde in China statistisch betrachtet täglich ein Windkraftrad und zusätzlich hunderte, überwältigend große Solaranlagen aufgebaut. Gleichzeitig entstanden Einrichtungen zur Forschung in der Entwicklung von Elektrizitätsspeichern und um die Effizienz nachhaltig hergestellter Energieanlagen zu verbessern. Zwischenzeitlich stoppte die chinesische Regierung den Ausbau einiger Windparks in bestimmten Regionen, um sich stärker der Solarenergie zu widmen. Die betroffenen Windparks laufen nach chinesischen wirtschaftlichen Grundlagen nicht effektiv genug, denn sie wurden in den falschen Regionen geplant. Mal ist der Wind eher ein Sturm und oftmals herrscht Flaute. Daher verdrängt die bislang nur an 2. Stelle der chinesischen Wertigkeitsskala stehende Solartechnik momentan die Windenergie vom ersten Platz. In der Forschung und Entwicklung von modernsten Solarzellen geht China allen Industriestaaten voraus. Fachleute aus Wirtschaft, Politik und von Greenpeace gehen davon aus, dass schon jetzt rund 60 Prozent des chinesischen Gesamtenergiebedarfs durch erneuerbare Stromgewinnung gedeckt wird oder gedeckt werden könnte. Problematisch sind die vielen Tausend Kilometer, die in China überbrückt werden müssen, denn Leitungen von diesen Längen bringen Verluste mit sich. Gleichwohl kämpft China  gemeinsam mit anderen Industriestaaten mit dem Problem der Speicherung von Elektrizität in den erforderlichen Größenordnungen. Doch insgesamt betrachtet ist der effektive Aufbruch in die Versorgungswelt mit erneuerbaren Energien in China jedoch beachtens- und lobenswert, während in Europa aus anfänglicher Dynamik zunehmend eine langsame, zähe Gangart geworden ist.

Hierzu ein Gastkommentar von unserem kritischen

Gast-Blogger Manfred Turner:

Europa und insbesondere das wirtschaftsstarke Deutschland ist bei der Produktion erneuerbarer Energie zwar aktiv, doch das ist noch lange nicht ausreichend. Noch immer werden neue Kohlekraftwerke genehmigt und relevante Steuerersparnisse im Markt der Solarenergie wurden gekürzt oder gestrichen. Dabei hat gerade die Solarenergie in einem Land mit vielen großen Städten die größte Beachtung verdient. In der Stadt lassen sich weder Biogasanlagen noch Windkraftparks errichten, doch kleine und auch größere Solaranlagen können an jedem Gebäude ihren Platz finden und in bestimmten Größenordnungen auch gespeichert und vorgehalten werden. Ich empfinde es auch für problematisch, dass die technische Entwicklung von E-Mobilität allein der Autoindustrie überlassen wird, wobei der öffentliche Nahverkehr jährlich teurer, anstatt günstiger wird. Bahn- und Nahverkehr bieten keine deutlichen finanziellen Vorteile gegenüber dem eigenen Auto. Letztendlich wurde sogar im EU-Parlament auf deutschen Druck hin die (ehemals deutschen) Klimaziele und die angestrebten maximalen CO2 Werte hoch gestuft. Dabei wird ein relevantes Kriterium gar nicht erst angewendet: Strom sparen und zwar generell, womit sich der CO2 Ausstoß beachtlich reduzieren ließe. Sei es im Verkehr oder in der Industrie.  Doch Großverbraucher werden nicht durch höhere Strompreise bestraft, nein, sie werden sogar belohnt. Umso höher der Stromverbrauch ist, umso weniger Geld müssen sie für die kWh bezahlen. Das ist nicht nur umweltschädlich, sondern auch den privaten Haushalten gegenüber unfair. Immerhin bezahlen die deutschen Haushalte den Ausstieg aus der Atomkraft und den Aufbau der Versorgung durch erneuerbare Energie über den EEG Beitrag in der Stromrechnung. Es ist zwar richtig, dass die Energielieferanten diese Sonderrabatte gewähren, doch dieser Art von Rabatt kann durch politische Gesetzgebung begegnet werden. Hinzu käme die Möglichkeit, Länder, Städte und Gemeinden finanziell stärker für den Ausbau kluger Beleuchtungsanlagen und für den Bau von Solarwegen und anderen Energiesparmaßnahmen zu unterstützen. Ein Blick nach Holland, Belgien, Frankreich und Dänemark zeigt beispielsweise in einigen Testgebieten, dass sich kostenlose Nahverkehrsangebote gravierend positiv auf den Autoverkehr auswirken, der in diesen Testregionen um mehr als 50 Prozent zurückgegangen ist. Ergo: Kostenloser Nahverkehr ist finanzierbar und zählt zu den größten Maßnahmen für aktiven Umweltschutz, der mit einer enormen Drosselung des CO2 Gehalts einhergeht. Warum machen wir das in Deutschland nicht?

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